Endlich gute Aussicht! - Tag 19 und 20

Sonntag 02.10. und Montag 03.10.

Den Sonntag ist eigentlich nicht viel passiert. Da es den ganzen Tag geregnet hat, habe ich den Großteil meiner Zeit zu Hause verbracht. Weil ich endlich meinen PC hatte, konnte ich ein wenig zocken und noch etwas für die Arbeit machen. Nebenbei habe ich noch ein wenig gelesen. Am Abend hat mich dann Sani abgeholt und wir sind dann zu ihr gefahren, wo wir ein wenig Walking Dead geschaut haben.

Als ich am Montagmorgen aufgewacht bin, war draußen schon bestes Wetter. Aufgrund des Regens vom Vortag war der Himmel strahlend blau und sehr klar. Da der 3.10. in Korea ein Feiertag ist, wie in Deutschland auch, hatte Sani heute keine Uni, so dass ich das gute Wetter ausnutzen konnte. Mein Plan war es mal wieder auf den Berg vor meiner Haustür zu klettern, in der Hoffnung dieses Mal eine bessere Aussicht zu haben als bei den letzten zwei Besuchen. Um ein wenig Abwechslung reinzubringen und die Tour etwas länger zu machen, wollte ich dieses Mal einen anderen Weg testen, der auf der anderen Seite des Berges beginnt. Nachdem ich vormittags noch kurz etwas für die Uni gemacht habe, ging es um ca. 13 Uhr mit dem Fahrrad los. Auf dem Weg zur anderen Seite des Berges lag etwas abseits gelegen noch ein kleiner Tempel, den ich besichtigen wollte. Der Weg zum Tempel war schon sehr interessant. Von der Hauptstraße aus muss man ca. 100 Meter Richtung Berg fahren, bevor man am Waldesrand ankommt. Ab dann geht es auf einem schmalen Weg nochmal 100 Meter bergauf durch den Wald. Der Weg ist dabei geschmückt mit verschieden farbigen Girlanden. Am Ende des Wegs kommt man dann auf eine größere Lichtung an dessen Ende, etwas höher gelegen, der kleiner Tempel liegt. Links vom Tempel gelegen gab es eine größere Statur und eine überdachte Holzkonstruktion, die eine große Glocke enthielt. Auf der anderen Seite des Tempels lagen zwei kleinere Gebäude, die aber nicht so gut in die Szenerie gepasst haben. 
Als ich ankam, konnte ich aus dem Temple Gesang und Gebete hören. Ich denke mal, dass es eine Art Messe war. Da ich nicht stören wollte, habe ich lange überlegt, ob ich mich dem Tempel nähern soll/darf oder nicht. Als die Gebete aufgehört haben, bin ich langsam nähergekommen, habe aber meine Distanz gehalten. Erst als eine Frau mich entdeckt hat und mir zu verstehen gegeben hat, dass ich ruhig näherkommen kann, bin ich hoch zum Tempel und habe mich etwas genauer umgeschaut. Da noch einige im Tempel in Stille gebetet haben, bin ich aber nur auf 2 Meter ran. Obwohl der Tempel sehr klein war und nichts Besonderes, war ich doch sehr angetan. Die Lage des Tempels, die Stille dort und dass es irgendwie etwas Unverfälschtes hatte und so urtypisch asiatisch war, haben es so besonders für mich gemacht.
Blick auf die Skyline von Incheon vom Waldrand aus
Statue und dahinter die Hütte mit der Glocke
Auch Mönche machen Hanteltraining :)
Nach dem Tempelbesuch ging es mit dem Fahrrad weiter. Nach kurzer Zeit habe ich einen Hochhauskomplex erreicht, in dessen Nähe der Weg lag, den ich hochgehen wollte. Dort angekommen war ich echt überrascht, wie schön und gepflegt es dort war. Von weitem sehen die Hochhauskomplexe immer sehr hässlich aus und vielleicht trifft das auch für ältere Komplexe zu. Die neueren sind aber schön designt, mit mehreren Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und viel Spielfläche für Kinder. Da ich schon einmal in eine Wohnung in einem Hochhaus reinschauen konnte, weiß ich auch, dass sie sehr groß sind und keine Käfige, wie es von der Straße aus oft den Eindruck macht. Während ich am Anfang mir nie vorstellen konnte jemals in solch einem Komplex zu wohnen, könnte ich es mir mittlerweile schon eher vorstellen.
Teil des Hochhauskomplex
Teil des Hochhauskomplex
Der Weg zum Gipfel war etwa doppelt so lang, wie der Weg, den ich die ersten zweimal genommen habe. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass der Anstieg dadurch etwas weniger steil sein würde. Es hat sich aber gezeigt, dass die Anstiege ähnlich steil waren, nur gab es zwischendurch auch längere, flache Passagen. Da es sehr warm war und ich leider nichts zu trinken mitgenommen habe, kam mir das sehr entgegen.
Am Gipfel angekommen war die Aussicht einfach nur atemberaubend. Die letzten Male konnte man aufgrund des Nebels oder Dunst nie sehr weit schauen, nicht mal bis zum Meer. Diesmal war es total anders. Aufgrund der klaren Sicht konnte man nicht nur die gesamte Insel sehen, sondern auch weiter entfernte Inseln. Dazu hatte man klare Sicht auf das Festland und die Skyline von Incheon war deutlich zu erkennen. Dahintergelegen, weiter entfernte Berge waren ebenfalls sichtbar. Die Mischung aus Meer, Skyline und Berge war einfach toll. Auf den Fotos könnt ihr euch einen Eindruck davonmachen, aber ich muss sagen, dass es dort nur halb so gut rüberkommt, wie es eigentlich war.
Blick aufs Meer (gerade Ebbe) und Incheon
Rechts liegt die Innenstadt der Insel. Hinten das Meer mit verschiedenen Inseln
Blick auf den anderen Teil der Insel und auf Incheon
Nachdem ich die Aussicht etwas genossen habe, bin ich dort oben mit einem Norweger ins Gespräch gekommen. Auf Anhieb haben wir uns eigentlich gut verstanden und uns nett unterhalten. Nach 20 oder 30 Minuten musste er wieder los, aber wir haben unsere Nummern ausgetauscht, um uns am Abend zu treffen. Kurze Zeit später habe ich mich dann auch auf den Rückweg gemacht. Dabei kam es zu zwei recht interessanten Begegnungen. Die erste passierte ungefähr 200 Meter vom Gipfel entfernt. Mir kamen ein ca. 60-jähriger Mann und ein ca. 40-jähriger Mann entgegen. Der Ältere war irgendwie sofort begeistert als er mich sah. Als ich ihn dann auch noch auf Koreanisch gegrüßt habe, hat es ihn veranlasst mich quasi mit einer Hand abzufangen, als ich gerade an ihm vorbeijoggen wollte. Wie es schien wollte er unbedingt ein Foto mit mir machen. Dafür hat er mich dann immer näher an sich ran gezogen, so weit, dass wir quasi Gesicht an Gesicht waren. Dementsprechend habe ich wohl auch etwas gequält geschaut auf dem Bild. Irgendwie war die ganze Situation sehr merkwürdig, aber auch gleichzeitig komisch. Einige hundert Meter weiter gab es dann die nächste Begegnung. Dieses Mal bin ich einem älteren Mann, um die 70, begegnet. Als er mich angesprochen hat, habe ich angehalten und mit ihm geredet. Es stellte sich heraus, dass er sehr gutes Englisch gesprochen hat, da er jahrelang als Soldat zusammen mit Amerikanern gearbeitet hat. Während dem Gespräch haben wir angefangen weiter zu gehen und da er sehr viel gefragt hat, sind wir quasi den ganzen restlichen Weg zusammengegangen. Zum Schluss haben wir zwar nicht mehr so viel gesprochen, aber ich wusste nicht, ob es unhöflich wäre jetzt einfach wieder weiter zu joggen. Dementsprechend war es dann doch eine sehr merkwürdige Situation. Das er nebenbei sein Radio mit schlechtem Empfang laufen ließ, hat es nicht wirklich besser gemacht.
Für abends hatte ich mich mit Roger, dem Norweger vom Gipfel, in der Stadt verabredet. Da Sani bis dahin mit ihren Aufgaben für die Uni größtenteils durch war, hat sie uns begleitet. Eigentlich war der Plan nach Seoul zu fahren, da es aber schon recht spät war und die Fahrt nach Seoul mindestens 45 Minuten dauert, haben wir uns entschieden in der Innenstadt auf der Insel zu bleiben. Als erstes sind wir zu einem Italiener gegangen, um etwas zu essen. Da ich schon zu Hause gegessen hatte, habe ich mir mit Sani ein Pasta Gericht geteilt. Geschmacklich war es ganz gut, aber preislich war es im Vergleich zu Deutschland mit 18.000 Won (14,40 Euro) doch recht teuer. Leicht geschockt war ich dann aber erst, als ich die Rechnung sah und festgestellt habe, dass das Essen von Roger 45.000 Won (36 Euro) gekostet hat. Was er genau hatte, kann ich nicht sagen, aber soweit ich das beurteilen kann, war es nichts Außergewöhnliches.
Sanis Pasta Gericht

Nach dem Italiener ging es weiter in eine Bar. Ich habe ein Cocktailbier mit Orangengeschmack getrunken, welches mir aber nicht sonderlich geschmeckt hat, aufgrund des künstlichen Geschmacks. Sanis Cranberry-Bier war sogar noch schlechter. Insgesamt hatten wir aber zusammen eine richtig gute Zeit gehabt und haben viel gelacht. Da ich doch das ein oder andere Mal etwas einsam bin, hat mir so etwas schon richtig gefehlt. Roger ist ein sehr netter, sympathischer Typ und man kann sich sehr gut mit ihm unterhalten. Das man sich so gut verstanden hat, lag sicherlich zum einen daran, dass man kulturell doch etwas ähnlicher ist und zum anderen, dass wir beide in einer ähnlichen Situation sind und nicht viele Möglichkeiten haben mit anderen Menschen zu sprechen. Wir haben geplant uns in nächster Zeit noch einige Male zu treffen und vielleicht gehen wir am Wochenende zusammen los und schauen uns die demilitarisierte Zone an.

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