Sonntag 02.10. und Montag 03.10.
Den Sonntag ist eigentlich nicht viel passiert. Da es den ganzen Tag geregnet hat, habe ich den Großteil meiner Zeit zu Hause verbracht. Weil ich endlich meinen PC hatte, konnte ich ein wenig zocken und noch etwas für die Arbeit machen. Nebenbei habe ich noch ein wenig gelesen. Am Abend hat mich dann Sani abgeholt und wir sind dann zu ihr gefahren, wo wir ein wenig Walking Dead geschaut haben.
Als ich am Montagmorgen aufgewacht bin, war draußen schon bestes
Wetter. Aufgrund des Regens vom Vortag war der Himmel strahlend blau und sehr
klar. Da der 3.10. in Korea ein Feiertag ist, wie in Deutschland auch, hatte
Sani heute keine Uni, so dass ich das gute Wetter ausnutzen konnte. Mein Plan
war es mal wieder auf den Berg vor meiner Haustür zu klettern, in der Hoffnung
dieses Mal eine bessere Aussicht zu haben als bei den letzten zwei Besuchen. Um
ein wenig Abwechslung reinzubringen und die Tour etwas länger zu machen, wollte
ich dieses Mal einen anderen Weg testen, der auf der anderen Seite des Berges
beginnt. Nachdem ich vormittags noch kurz etwas für die Uni gemacht habe, ging
es um ca. 13 Uhr mit dem Fahrrad los. Auf dem Weg zur anderen Seite des Berges
lag etwas abseits gelegen noch ein kleiner Tempel, den ich besichtigen wollte.
Der Weg zum Tempel war schon sehr interessant. Von der Hauptstraße aus muss
man ca. 100 Meter Richtung Berg fahren, bevor man am Waldesrand ankommt. Ab dann
geht es auf einem schmalen Weg nochmal 100 Meter bergauf durch den Wald. Der
Weg ist dabei geschmückt mit verschieden farbigen Girlanden. Am Ende des Wegs
kommt man dann auf eine größere Lichtung an dessen Ende, etwas höher gelegen,
der kleiner Tempel liegt. Links vom Tempel gelegen gab es eine größere Statur und eine überdachte
Holzkonstruktion, die eine große Glocke enthielt. Auf der anderen Seite des
Tempels lagen zwei kleinere Gebäude, die aber nicht so gut in die Szenerie
gepasst haben.
Als ich ankam, konnte ich aus dem Temple Gesang und Gebete hören.
Ich denke mal, dass es eine Art Messe war. Da ich nicht stören wollte, habe ich
lange überlegt, ob ich mich dem Tempel nähern soll/darf oder nicht. Als die
Gebete aufgehört haben, bin ich langsam nähergekommen, habe aber meine Distanz
gehalten. Erst als eine Frau mich entdeckt hat und mir zu verstehen gegeben
hat, dass ich ruhig näherkommen kann, bin ich hoch zum Tempel und habe mich
etwas genauer umgeschaut. Da noch einige im Tempel in Stille gebetet haben, bin
ich aber nur auf 2 Meter ran. Obwohl der Tempel sehr klein war und nichts Besonderes,
war ich doch sehr angetan. Die Lage des Tempels, die Stille dort und dass es
irgendwie etwas Unverfälschtes hatte und so urtypisch asiatisch war, haben es
so besonders für mich gemacht.
Blick auf die Skyline von Incheon vom Waldrand aus |
Statue und dahinter die Hütte mit der Glocke |
Auch Mönche machen Hanteltraining :) |
Nach dem Tempelbesuch ging es mit dem Fahrrad weiter. Nach
kurzer Zeit habe ich einen Hochhauskomplex erreicht, in dessen Nähe der Weg lag,
den ich hochgehen wollte. Dort angekommen war ich echt überrascht, wie schön
und gepflegt es dort war. Von weitem sehen die Hochhauskomplexe immer sehr hässlich
aus und vielleicht trifft das auch für ältere Komplexe zu. Die neueren sind
aber schön designt, mit mehreren Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und viel Spielfläche
für Kinder. Da ich schon einmal in eine Wohnung in einem Hochhaus reinschauen
konnte, weiß ich auch, dass sie sehr groß sind und keine Käfige, wie es von der
Straße aus oft den Eindruck macht. Während ich am Anfang mir nie vorstellen
konnte jemals in solch einem Komplex zu wohnen, könnte ich es mir mittlerweile
schon eher vorstellen.
Teil des Hochhauskomplex |
Teil des Hochhauskomplex |
Der Weg zum Gipfel war etwa doppelt so lang, wie der Weg,
den ich die ersten zweimal genommen habe. Eigentlich bin ich davon ausgegangen,
dass der Anstieg dadurch etwas weniger steil sein würde. Es hat sich aber
gezeigt, dass die Anstiege ähnlich steil waren, nur gab es zwischendurch auch längere,
flache Passagen. Da es sehr warm war und ich leider nichts zu trinken
mitgenommen habe, kam mir das sehr entgegen.
Am Gipfel angekommen war die Aussicht einfach nur
atemberaubend. Die letzten Male konnte man aufgrund des Nebels oder Dunst nie
sehr weit schauen, nicht mal bis zum Meer. Diesmal war es total anders.
Aufgrund der klaren Sicht konnte man nicht nur die gesamte Insel sehen, sondern
auch weiter entfernte Inseln. Dazu hatte man klare Sicht auf das Festland und
die Skyline von Incheon war deutlich zu erkennen. Dahintergelegen, weiter
entfernte Berge waren ebenfalls sichtbar. Die Mischung aus Meer, Skyline und
Berge war einfach toll. Auf den Fotos könnt ihr euch einen Eindruck davonmachen,
aber ich muss sagen, dass es dort nur halb so gut rüberkommt, wie es eigentlich
war.
Blick aufs Meer (gerade Ebbe) und Incheon |
Rechts liegt die Innenstadt der Insel. Hinten das Meer mit verschiedenen Inseln |
Blick auf den anderen Teil der Insel und auf Incheon |
Nachdem ich die Aussicht etwas genossen habe, bin ich dort
oben mit einem Norweger ins Gespräch gekommen. Auf Anhieb haben wir uns
eigentlich gut verstanden und uns nett unterhalten. Nach 20 oder 30 Minuten
musste er wieder los, aber wir haben unsere Nummern ausgetauscht, um uns am
Abend zu treffen. Kurze Zeit später habe ich mich dann auch auf den Rückweg
gemacht. Dabei kam es zu zwei recht interessanten Begegnungen. Die erste
passierte ungefähr 200 Meter vom Gipfel entfernt. Mir kamen ein ca. 60-jähriger
Mann und ein ca. 40-jähriger Mann entgegen. Der Ältere war irgendwie sofort begeistert
als er mich sah. Als ich ihn dann auch noch auf Koreanisch gegrüßt habe, hat es
ihn veranlasst mich quasi mit einer Hand abzufangen, als ich gerade an ihm
vorbeijoggen wollte. Wie es schien wollte er unbedingt ein Foto mit mir machen.
Dafür hat er mich dann immer näher an sich ran gezogen, so weit, dass wir quasi
Gesicht an Gesicht waren. Dementsprechend habe ich wohl auch etwas gequält
geschaut auf dem Bild. Irgendwie war die ganze Situation sehr merkwürdig, aber
auch gleichzeitig komisch. Einige hundert Meter weiter gab es dann die nächste
Begegnung. Dieses Mal bin ich einem älteren Mann, um die 70, begegnet. Als er
mich angesprochen hat, habe ich angehalten und mit ihm geredet. Es stellte sich
heraus, dass er sehr gutes Englisch gesprochen hat, da er jahrelang als Soldat
zusammen mit Amerikanern gearbeitet hat. Während dem Gespräch haben wir
angefangen weiter zu gehen und da er sehr viel gefragt hat, sind wir quasi den
ganzen restlichen Weg zusammengegangen. Zum Schluss haben wir zwar nicht mehr
so viel gesprochen, aber ich wusste nicht, ob es unhöflich wäre jetzt einfach
wieder weiter zu joggen. Dementsprechend war es dann doch eine sehr merkwürdige
Situation. Das er nebenbei sein Radio mit schlechtem Empfang laufen ließ, hat
es nicht wirklich besser gemacht.
Für abends hatte ich mich mit Roger, dem Norweger vom
Gipfel, in der Stadt verabredet. Da Sani bis dahin mit ihren Aufgaben für die
Uni größtenteils durch war, hat sie uns begleitet. Eigentlich war der Plan nach
Seoul zu fahren, da es aber schon recht spät war und die Fahrt nach Seoul
mindestens 45 Minuten dauert, haben wir uns entschieden in der Innenstadt auf
der Insel zu bleiben. Als erstes sind wir zu einem Italiener gegangen, um etwas
zu essen. Da ich schon zu Hause gegessen hatte, habe ich mir mit Sani ein Pasta
Gericht geteilt. Geschmacklich war es ganz gut, aber preislich war es im
Vergleich zu Deutschland mit 18.000 Won (14,40 Euro) doch recht teuer. Leicht
geschockt war ich dann aber erst, als ich die Rechnung sah und festgestellt
habe, dass das Essen von Roger 45.000 Won (36 Euro) gekostet hat. Was er genau hatte,
kann ich nicht sagen, aber soweit ich das beurteilen kann, war es nichts Außergewöhnliches.
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Sanis Pasta Gericht |
Nach dem Italiener ging es weiter in eine Bar. Ich habe ein
Cocktailbier mit Orangengeschmack getrunken, welches mir aber nicht sonderlich
geschmeckt hat, aufgrund des künstlichen Geschmacks. Sanis Cranberry-Bier war
sogar noch schlechter. Insgesamt hatten wir aber zusammen eine richtig gute
Zeit gehabt und haben viel gelacht. Da ich doch das ein oder andere Mal etwas
einsam bin, hat mir so etwas schon richtig gefehlt. Roger ist ein sehr netter, sympathischer
Typ und man kann sich sehr gut mit ihm unterhalten. Das man sich so gut
verstanden hat, lag sicherlich zum einen daran, dass man kulturell doch etwas ähnlicher
ist und zum anderen, dass wir beide in einer ähnlichen Situation sind und nicht
viele Möglichkeiten haben mit anderen Menschen zu sprechen. Wir haben geplant
uns in nächster Zeit noch einige Male zu treffen und vielleicht gehen wir am
Wochenende zusammen los und schauen uns die demilitarisierte Zone an.
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